Tagebuch einer Reise nach Fernost

Eigentlich hat die Reise problemlos begonnen. Wenn mal einmal davon absieht, daß die
Cholera-Impfung gar nicht mehr von der WHO empfohlen wird, aber dennoch sein muß; daß ich
zur chinesischen Botschaft zweimal fahren mußte, weil ich mir ausgerechnet den Termin zum
chinesischem Neujahrsfest ausgesucht hatte.


Samstag, 31. Januar 2004

über die Alpen

einschweben über Venedig kurz nach Sonnenaufgang

„Das Schiff auf dieser Route fährt pünktlich“ das sind die Worte von Herrn Tamke, als ich ihn
am 27. Januar besuchte. Also buchte ich so schnell wie möglich den Flug für den 31.01, Start
06:00 Uhr, so daß ich am Abend vorher anreisen mit einem, auch in der 1.Klasse, vollbesetzten
Zug. Morgens um 05:00 gab es im Hotel am Airport doch schon ein reduziertes Frühstück und
einen Shuttle zum Terminal.
Der Flug, 1Stunde und 15 Minuten über die Alpen, ein herrliches Panorama mit der gerade
aufgehenden Sonne. Am Flughafen holte mich ein Taxi, mit dem Agenten abgesprochen und
brachte mich nicht zum Schiff, sondern in ein Hotel, da daß Schiff doch erst um 23:00 einlaufen
sollte. Das war natürlich ein schöner Tag in Venedig.
Ich wollte eigentlich die 8km über den Damm laufen.
An einer Bushaltestelle hat mich ein gut englisch
sprechender Italiener überzeugt, doch den Bus zu
nehme. ich wollte bezahlen, aber Tickets kann man nur
an Verkaufsstellen beziehen. Die Schwarzfahrt war
ohne Folgen. Über mehr als 7 Stunden, erst ein
Capucino zu 4,50 € ,ich mußte mal dringend aus Klo,
eine Pizza zum Mittag, so habe ich Venedig erkundet
ohne Plan, es ist wie ein Labyrinth. Um 16:00 war ich
wieder im Hotel,
ich wollte nicht im Dunkeln zurück kommen, weil ich
mir nicht mal den Namen des Ortes und den des
Hotels gemerkt hatte(in Maghera). Nach Ankunft erklärte mir der Portier, man hat den Transfer
zum Schiff auf Sonntag vertagt, noch eine Nacht im Hotel, auf meine Kosten, 85€ für, na ja nicht
gerade guter Standart.

Sonntag, 1. Februar 2004 0° sonnig diesig
Aber nun bin ich auf dem Schiff. Morgens um 08:00 hat der Taxifahrer, beauftragt vom Agenten,
ohne Probleme die Emigration erledigt und uns, noch 2 Leute von der Crew am Schiff
abgeliefert.

MV WOTAN, mein Zuhause für 49 Tage

3 Containerbrückenkrane bemühen sich, das Schiff umzuräumen, mehrere 100 raus und mehrere
100 wieder rein, es können aber auch schon mal mehr als 1000 sein .Außerdem wurde aus
Hamburg ein LKW mit Proviant entladen, Tiefgekühlte Brote, Obst, Fleisch, Fisch und Gemüse,
Konserven, Farben, Ersatzteile und Bier, alles was so ein Schiff für die Reise braucht.

Proviant aus Hamburg

Mittagessen am Sonntag, Steak, Pommes, Salat und Eis mit Kirschen, ist wohl Tradition auf
deutschen Schiffen. Erste gute Kontakte mit dem Projektleiter und Frau aus Rostock.
Am Nachmittag Sonne, die Temperatur um den Gefrierpunkt, so bin ich den eher trostlosen
Containerhafen abgelaufen und viel Appetit dabei gesammelt. Und es gab wieder reichlich zu
essen. Außer Carbonada mit Knofibrot gab es Brot, Wurst, Käse, von allem 4 verschiedene
Sorten, natürlich zusätzlich rohe Möhren, Paprika, Zwiebeln und Tomaten, alles umwerfend.

Montag, 2. Februar 2004 Venedig 2° sonnig diesig kaum Wind
Nach einer nächtlichen Pause wurde von 08:00 bis 15:00 weiter beladen. Der Lotse kam um
16:00 und los ging die Reise, aber nicht vorbei am Dogenpalast, nicht genügend Wassertiefe.
Eine lange ausgebaggerte Rinne, manchmal nur 1,5 m unter dem Kiel, führt im weitem Bogen
südlich an der Lagunenstadt vorbei ins offene Wasser. Mit Kurs 65° ging es die ca. 70sm nach
Koper wo wir um 22:00 festmachten. Da keine Ladeaktivitäten zu erkennen sind, werden wir
morgen Gelegenheit haben, die Stadt zu besichtigen. Wir, d.h. das Mitreisende Ehepaar aus
Rostock, er war Projektleiter auf der Warnow Werft und hat unter anderem auch dieses Schiff
gebaut;


Dienstag, 3. Februar 2004 Koper, Triest, 3-5° sonnig, diesig, kaum Wind
Um Mitternacht kamen die Arbeiter aus allen Winkeln, die Ladebäume der Gantries klappten
herunter, LKW’s brachten Container und ein nach dem anderen wurde verladen. In Venedig
war der Tiefgang noch bei 5,4m kurz vor dem Ablegen; in Koper waren es schon 8.0m.
Da das Laden bis Mittag angesagt war, hat uns der Kapitän bis 12:00 Ausgang gegeben. Zu
Fuß ist es eine halbe Stunde bis in die Stadt, ein Ort mit einer Denkmal geschützten Altstadt,
wunderschöne alte Gassen. Am Wasser Parkanlagen und Cafés, kleine Geschäfte und einen
Yachthafen. Der Marktplatz ist immer noch oder schon wieder, man weiß es nicht, nach TITO
benannt. Es gibt noch Bauten aus sozialistischen Zeiten und schon ist die Zukunft eingezogen,
riesige Bauten von OBI und E Sparmarkt.


Gegen Mittag haben wir nach einer Stunde Seereise Triest erreicht, Dieser Hafen, wie auch
Koper liegen am Meer und die Zufahrt ist einfach.
Nach Abwicklung der Emigration, war es fast 15:30 als wir uns zu Fuß aufmachten, die Stadt zu
entern. Ein bißchen kompliziert, den Hafen zu verlassen, aber nach einer Stunde haben wir die
schöne Innenstadt genossen. Herrliche Prachtbauten, Rathaus, Theater, Oper usw. Der Capt.
hat uns empfohlen, Spaghetti zu essen, das taten wir auch, super, also die Konsequenz, Spaghetti
nur in Italien, genauso wie bayrisches Bier nur in Bayern.
Wir sollten um 21:00 wieder an Bord sein und einigten uns darauf, die Rückfahrt mit dem Taxi
zu machen, aber nirgends in der Stadt sah man Taxis und machten uns sorgen, zurück an Bord
laufen zu müssen. Keinesfalls, wir bestellten das Taxi im Restaurant und für weniger als 10€ sind
wir zum Hafen gefahren. Aber ein übereifriger Sicherheitsbeamter im Hafengelände wollte uns
wieder zum Ausgang des Hafens schicken. In Anbetracht, unser Schiff vor Augen sehend, zahlten
wir das Taxi und machten uns auf den Weg zum Schiff. Aber dieser Beamte lies nicht locker, ein
Anruf und sein Chef kam angebraust und stoppte uns. Wir zeigten ihm unsere
„Landgangsausweise“ er war zufrieden und lies uns gehen. Jetzt ist es 21:15, fertig mit Laden,
super schnell für ital. Verhältnisse. 22:00 ab Triest, ca. 110 sm bis Rijeka, Ankunft ca. 04.02.04,
04:00.

Mittwoch, 4. Februar 2004 sonnig, 10° diesig. windstill
Ich habe die Nacht super geschlafen, obwohl bei voller Fahrt, ca. 21kn, das Schiff ganz schön
vibrierte, aber die Lauferei in 2 Häfen an einem Tag war auch nicht von ohne. Und heute haben
wir schon wieder Glück:, bis 18:00 Ausgang. Nach einem kleinen Rundgang durch Rijeka bin
ich mit dem Bus nach Opatja gefahren, ein mondänes Seebad. Unterhalb der Stadt schlängelt
sich ein herrlicher Weg an den Felsen entlang, den ich über Stunden genossen habe. Opatja hat
3 Yachthäfen, die meisten Boote überwintern im Wasser. Nach den modernen Rennziegen zu
schließen, gibt s aktive Regattatätigkeit. Hin und wieder auf einer Bank sonnen, gegen den Durst
ein Pivo und gegen den Hunger gab es Seeteufel, eine super Portion. Nach einem Spaziergang
durch die Altstadt von Rijeka war ich um 16:00 wieder an Bord.

Rijeka, Stadtbild

Opatia, kleiner hafen

Opatja, schöne alte Villen und Hotels aus der Zeit des Jugendstils reihen sich neben
Hotelneubauten. Es herrscht rege Bautätigkeit, die Saison kommt.

Donnerstag, 5. Februar 2004, auf See Triest-Taranto, sonnig, 18°, diesig, 1030Hp
Zum Frühstück gab es frisch gebackene Brötchen, Eier mit Speck, Donnerstag ist der Sonntag
des Seemanns. Mittagessen, Puter vom Grill, Nachmittags Torte, abends Bratkartoffeln mit
einem Geflügelspies.


Ein voller Tag auf See, von Rijeka nach Taranto, mal Zeit, das Schiff vorzustellen
Die Kammer besteht aus 2 Räumen, Wohnbereich 2 Bilder, Schlafbereich,
mit 2 Betten und die Naßzelle, mit Dusche, Waschbecken und Toilette.
Jedes Besatzungsmitglied hat eine Einzelkabine mit Naßzelle
Die Kabinen liegen steuerbord, direckt unter der Brücke. Zu keinem zeitpunkt war die Aussicht durch Container verstellt.
Gleich nach dem Kaffee sind wir dann in die Katakomben der Maschine gestiegen. Der Chief
und der mitreisende Pensionär kennen sich von der Werft. Übernimmt die Reederei das
Schiff von der Werft, ist der Chief gewöhnlich schon Wochen auf dem Schiff, um die Maschine
kennen zu lernen. Auf See haben wir die Möglichkeit, die Maschine zu sehen und uns über die
technischen Daten zu informieren. Das Schiff ist 208m lang, 30m breit, 2500 TEU, ca
33.000BRT. 7 Zylinder 2-Takt Motor mit 25.000PS, 4 Stromaggregate, Wassermacher, Kessel
für das Aufheizen von Thermoöl, es dient zur Beheizung des gesamten Schweröls, von den
Tanks bis zum Motor. Der Hauptmotor verbraucht 65-70 Tonnen Schweröl/Tag, das sind
fast3000 kg, entsprechend2800 Liter/Stunde. Energieerzeugung verschlingt 4,5 to Diesel/Tag.
Für die verschiedensten Aggregate gibt es 2 verschiedene Öle und nochmals 15 verschiedene
Fette.
Wir haben uns frei bewegen können, alles in Ruhe betrachtet. Eine Atmosphäre, als ob man
dazugehört, das gilt auch für die Offizieren und dem Kapitän.
Die Decks werden heute vom Dreck der Häfen und vom Ruß aus den Schornstein gereinigt.
Am Nachmittag erreichen wir Italiens untersten Spitze des Absatzes und ändern Kurs in den
Golf von Tarent.
Alles läuft, der Capt. ist zufrieden und hat gute Laune. Leider nicht bis zum Ende des Tages,
pünktlich für 19:30 war der Lotse bestellt, lies uns warten, am Pier erst um 21:30fest,
Ladebeginn 22:00.
Es ist immer wieder erstaunlich, legt das Schiff an, ist die Pier menschenleer, Minuten später
stehen die ersten Zubringer mit Containern am Pier, die Gantries fahren in Position, die
Brückenkrane picken die Container zielgenau aus den endlosen Stapeln. Im Fahrgestell der
Gantries ist ein kleines Büro mit Computer für die Abwicklung des Ladeverkehrs. Dieser
Containerport ist neu.
Taranto oder Tarent wie der Italiener sagt, ist nach
Genua und Triest ein wichtiger wirtschaftlicher
Standpunkt mit Stahlindustrie und Rohrwerk in
Apulien.
Aber nun zurück zu unserem Capt., er möchte am
Freitag früh um 06:00 auslaufen, um am Sonntag
früh um 06:00 den Konvoi durch den Suez Kanal zu
bekommen. Die Strecke beträgt 970sm, bei einem
Etmal von 480sm sind es 2 Tage. Wenn er es nicht
schafft, gibt es Wartezeit und zusätzliche Kosten für
den Lumpensammler am Suez. (2. Konvoi)
Freitag, 6. Februar 2004, Taranto, sonnig, 18° mittlere Sicht, windstill
Am Frühstückstisch kam
dann die Realität, Laden
bis 17:00, also wieder ein
schöner Hafentag für die
Passagiere. Wir meldeten
uns zu Mittag ab und
bestellten uns das
Mittagessen zum Abend,
Fisch süß/sauer.
Im Containerport darf man nicht zu Fuß unterwegs sein,
ein Bus, geordert von der Lademannschaft, bringt uns zum
Tor. Da die Emigration noch nicht an Bord war, machten
wir die Emigration am Eingang des Ports. Die
Hafenpolizei orderte, auf unsere Anfrage, ein Taxi, ohne
uns Telefonkosten zu berechnen. Mit dem Taxi in 10 min
ins Zentrum der Stadt, ein antikes Zentrum zwischen 2
Wasserläufen und einem moderner Teil, quadratisch
angelegt. Der antike Teil, eine Insel ist beherrscht von engen Gassen, kleinen Geschäften und
Verwaltung. 70% ist nicht genutzt und zerfällt. Aber trotzdem interessant ist der Fischmarkt:
Tintenfische, Austern, Muscheln und sonstiges Getier und auch Obst und Gemüse. Um 12:00
machen wir Pause im Café Italiano, Als Beilage gab es Mandeln, Oliven, Mozarella und
Pizzagebäck. Um 14:00 wollten wir an der Südseite der Stadt direkt am Wasser Mittagspause
einlegen, aber man war noch nicht auf die warmen Temperaturen eingestellt. Am Kiosk, in
der Sonne haben wir uns bei Snack und Bier schön gesonnt. Um 16: 00 mit Taxi zurück zum
Schiff. Den süß/sauren Fisch haben wir uns am Abends schmecken lassen.
Um 20:00 haben wir dann Italien verlassen in Richtung Ägypten.
Samstag, 7. Februar 2004, 1Tag auf See Höhe Griechenland, sonnig, 20° kaum Wind
Auf See bei schönem warmen Wetter. Rundgang bis
zum Bug, durch die Form des Rumpfes spürt man
keinen Wind. Der Stuart wechselt Bettwäsche und
Handtücher.
Am Nachmittag machte der 2. Offizier, seines
Zeichen auch verantwortlich für Sicherheit, eine
Notfallübung. Es war mehr oder weniger eine
Information über Maßnahmen bei Feuer und
Verlassen des Schiffes. Beeindruckend war die
Vorführung des Rettungsbootes, welches im Notfall
ins Wasser schießt. Jedes Crewmitglied hat einen
festen Platz im Boot, die Passagiere natürlich auch, ich sitze steuerbord, die 3. Reihe. In der
Nacht die Uhr 1 h vorgestellt,
Sonntag, 8. Februar 2004, 2Tag auf See, bewölkt, 15°, wenig Wind, nachmittag warm
An Bord werden Vorbereitungsarbeiten für die Suez
Passage getroffen. Alles was nicht fest verschweißt oder
verankert ist, wird eingesammelt, alle Kappen von den
Feuerlöschleitungen, sie sind aus Messing und werden
von den Suez Leuten geklaut und zu Geld gemacht.
Einladung vom Capt.
kurz nach 11:00 in den
Recreationraum zu einem
Glas Wein, weil ja heute
Sonntag ist. Im Gegensatz
zu der City of Oxford, ist
es hier sehr gepflegt mit
Fernsehen incl. Video
und DVD. Mittags T-Bone-Steak, Salat, Baked Potatos,
Eiscreme mit Sahne. Dann kam die Sonne etwas heraus
und es ist schön warm, ca. 19° im Schatten, erstes
Sonnenbaden auf unserem Deck. Am Abend erreichen
wir Portsaid, im Vorhafen an einer Mooring
festgemacht und zusätzlich mit dem Anker gesichert.
Montag, 9. Februar 2004, 3 Tag auf See Suez Kanal, sonnig, 20°, morgens diesig,kaum
Wind.
04:45 startet die WOTAN im Konvoi durch den Kanal.
Die Stadt Portsaid liegt hell erleuchtet am Westufer des
Kanals. Ich sehe mal kurz aus dem Kabinenfenster, lege
mich aber wieder schlafen bis es dämmert. Die Sicht ist
schlecht, nur auf dem Radar sieht man die Schiffe
südwärts ziehen im Abstand von ca. 2sm.
In der Nacht wurden noch einige Vorbereitungen
getätigt: Suez Kanal Scheinwerfer am Bug des Schiffes
mit Abnahme des Suez Elektrikers, der war nur an
Bord und schlief ,die Schiffe haben eine eigens dafür
eingerichtete Suez Kammer, aber nur von außen zu
erreichen, nicht über das Brückenhaus..
Ein
Mediziner prüft die Impfungen der Crew und
Passagiere, Choleraimpfung ist nicht gefragt. Eine 4
Mann starke Suez-Kanal-Mannschaft mit kleinem
Motorboot ist an Bord. Im Fall von Ausfall der
Maschine oder Ruder, werden Leinen zum Land
gebracht, um ein Querstellen des Schiffes zu verhindern. In Ismaelia etwa halbe Strecke des
Kanals, wechselt der Lotse, hier wurde es Zeit, der schlief immer wieder ein, natürlich geht er
mit einer Stange Zigaretten von Bord. Gegen 10:00 wird im großen Bittersee geankert, um
den nordwärts ziehenden Konvoi passieren zu lassen. Auf engem Raum treffen sich hier alle
wieder, auch ein Hubschrauberträger und RoRo-
Schiff der Amerikaner ist dabei, aber die Sicht ist
schlecht. Die Suez Crew baut einen Basar auf, aber
keiner kauft. Auf dem Bittersee wird mit den Daus
gefischt, immer zwischen den großen Schiffen. Ab
12:00 löst sich die Ansammlung langsam auf, 13:30
sind wir dran, das 14. Schiff von 18, die letzten 50
km bis Suez. Bessere Sicht und warme Sonne
ergeben bei 9kn eine schöne Fahrt durch die Landschaft. Westlich fruchtbar und bebaut,
östlich Wüste.
Je näher wir der Stadt Suez kommen, je mehr Militär
taucht auf. Es sieht so aus, als ob sie den Kanal
bewachen, denn die Läufe der Gewehre zielen
landeinwärts. Suez wurde im Ägytisch-Arabischem
Krieg 1967 total zerstört und danach wieder
aufgebaut. Der Suez Kanal war danach 8 Jahre
gesperrt. Die Folge war der Bau der großen Tanker,
die um Afrika herum mußten.
Mit einem wunderschönen Abendhimmel und
Labskaus verabschiedet sich dieser Tag.
Dienstag, 10. Februar 2004, 4. Tag auf See, Rotes Meer, sonnig, 27°
Heute morgen kam eine Faxmeldung, Bewaffneter
Piratenüberfall Nähe Bangladesch, 2 Wachleute
angeschossen und Schiff entführt. Die beiden Wachleute,
die von einem Schlepper gerettet wurden, verstarben im
Krankenhaus. Alle Kapitäne werden aufgefordert, ähnliche
Fälle der Ani Piratengruppe in Kuala Lumpur zu melden.
Heute ist Eröffnung der Badesaison. Der Pool, ca. 3x5m ist
mit Wasser aus dem Roten Meer gefüllt. Bei Temperaturen
von 26-28°, Luft- und Wassertemperatur lies es sich am
und im Pool gut aushalten. Am Abend Film: Findet Nemo. Uhr 1 h vorgestellt
Mittwoch, 11. Februar 2004, 5.Tag auf See, Höhe Eritrea. 16°N, Sonnig, 27° Wind 5-6.
Faxmeldung Piraterie : Zusammenstellung von Ereignissen der letzten Tage, gestern war ein
Zwischenfall im Roten Meer etwa 14° Nord, nördlich von Djibouti. Opfer sind kleine Schiffe,
Schlepper, Schleppzüge. In den meisten Fällen sind die Besatzungen darauf vorbereitet,
Harter Wasserstrahl aus der Feuerlöschanlage vertreibt die Angreifer. Aber insgesamt
gesehen, haben in Deutschland mehr Leute 6 Richtige im Lotto als auf den Meeren von
Piraten erwischt zu werden.
Thema des heutigen Tages sind die Arbeiten an Bord. Es ist immer etwas zu tun, vorwiegend
ist es Unterhaltung und Reparatur. Dazu hat der Chiefmate 6 Mann Deckspersonal und der
Chief Ing. 4 Mann. Der Bootsmann, Meister, ist wegrationalisiert worden
Noch in einer der norditalienischen Häfen ist die Gangway zwischen Kai und Schiff geraten
und wurde so deformiert, daß demontiert, geschweißt und repariert wurde. Ansonsten ist die
Beschäftigung der Kampf gegen Korrosion. Rost abklopfen, schleifen, pinseln. Dafür gibt es
ein eigenes Farblager.
Wetter: Zwischen Saudi Arabien und Eritrea entwickelt sich, gleich einer Düse, thermischer
Starkwind aus Südost. Unser Kurs ist auch Südost, Geschwindigkeit 19,5kn über Grund plus
20kn Wind gegenan ergibt an ungeschützten Stellen ein Wind Stärke 10. Außerdem nimmt die
Feuchtigkeit stark zu. Außerhalb des klimatisierten Brückenhauses ist es schwül und es soll
noch schwüler werden je näher wir dem Äquator kommen.
Eine Runde schwimmen ist obligatorisch, draußen sitzen, nur unter Berieselung von Ruß aus
dem Schornstein und Salzkristalle, die aufgewirbelt werden. Wellen, die gegen den Bug
donnern, lassen das Schiff erzittern, verstärkt in den oberen Decks. Am Abend mit Kapitän,
Chief. Ing. Chief Mate und uns drei Passagieren Kinofilm im Recreation Room.


Donnerstag, 12. Februar 2004, 6. Tag auf See, Golf von Aden, sonnig, 26°, Wind SE 6-7
Heute nacht haben wir das Rote Meer verlassen und durchfahren für ca 24 h den Golf von
Aden.
Ich wollte meinem Freund Jüffi zu seinem Geburtstag
eine SM schicken, aber um 04:00, als wir die
Meerenge durchfuhren, war Telefonverbindung
möglich, aber ich habe verschlafen. Das ist heute
der 3. Tag (Donnerstag) auf See seit Suez. Am
Sonntag abend möchte der Capt. in Singapur
sein. Außer Wasser sieht man doch mehrere
Schiffe, die auf dieser Route fahren. Die Tage
vergehen wie im Flug, keine lange Weile, die
Mahlzeiten und das Essen sind wichtige
Bestandteile des Tagesablaufes. Dem Koch steht
eine großzügige Pantry zur Verfügung, beiderseits sind
die Messen. Die Bevorratung ist vielfältig. Verschiedene
Kühlräume mit unterschiedlichen Temperaturen halten
Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse wochenlang frisch.
Auch die Kaffeepause dehnt sich bei immer
wechselnden Gesprächsthemen. Heute kam der Chief
Ing. mit „Neutrinos“, die mit einer Anzahl von 3 Mio.
Kilometer/sek. durch Massen dringen, und das mit der
Anziehung stimmt
auch nicht, wir
haben herzlich gelacht. Am Nachmittag kommt die
Sonne aufs Achterdeck herum, sonnen und baden, bei
dem Wind wirbelt Salz, nicht Salzwasser, durch die Luft.
Das 6. Deck liegt ca 30 m über dem Wasserspiegel, auf
dem Weg vom Wasser bis hier oben ist das Wasser
verdunstet. Auch mein Fenster, zu Beginn der Reise
geputzt, hat eine dicke Salzkruste.
Abends dann Film, Berichte schreiben und schon
ist es 24:00. Alle 2 Tage wird die Uhr vorgestellt,
insgesamt 8, 2 haben wir schon, fehlt in der Nacht
auch schon 1 h Schlaf. Aber es artet nicht zum
Streß aus.
Heute, ein herrlicher Tag, Wind reduziert sich auf
4-5, klare Sicht, wie das Foto aus meiner Kabine
zeigt. 2x gebadet und backen in der Sonne. Nach
dem Abendessen habe ich mich verleiten lassen,
Tischtennis zu spielen, in einem Raum neben der
Maschine, sehr warm, im Doppel 1:2 verloren, für
den Anfang gar nicht so schlecht.
Freitag, 13. Februar 2004, 7.Tag auf See, Somalia, Sokotra, heiter bis wolkig, 26°. Wind
NE 4-5
Nach Tagen mal wieder Land in Sicht, unbedeutende Insel östlich von Somalia, gehört aber
zur Volksrepublik Jemen. KEINE Telefonverbindung. Nun sind es noch gut 2860sm bis zu
dem nächsten Ziel Port Kelang, bei 480sm/Tag noch 6 Tage. In der Nähe von Colombo wird
man wohl wieder telefonieren können, bis dahin sind es aber auch noch knapp 3 1/2 Tage.
Thema Service, Müll ist an Bord ein Thema, nichts wird über Bord gekippt, außer
Essensreste. Essensreste sind kein Müll, sondern Fischfutter, über Bord nur 12sm Abstand
von Land. Anderer Müll wird sortiert und in den Häfen entsorgt.
Wäsche waschen, Trocknen, Bügeln, kein Problem, alles vorhanden. Frischwasser wird aus
Meerwasser erzeugt, 12to/Tag. Abwasser wird in
Tanks gesammelt und ins Meer gespült.
Nach dem Freitag Nachmittags Rundgang um die
Bugspitze ging ich die Außentreppe hoch bis zum
Pool-Deck. Der Capt. in Wochenendstimmung, lud
mich zum Bier ein, kurz darauf kamen die anderen
Gäste zum Baden. In dieser Runde genossen wir
das schöne warme Wetter bis 18:45, Zeit fürs
Abendessen, denn der Koch und Stuart wollen ja
auch mal Feierabend haben. Abends Video.
Samstag, 14. Februar 2004,auf See, 8.Tag auf See, Arabisches Meer, heiter bis wolkig,
Mittagstemperaturen 28°,Wind NE5
Das Arabische Meer ist der Nordteil des Indischen Ozeans. Wasser soweit das Auge reicht.
Hin und wieder ein Schiff. Heute morgen hatten wir 3333,3sm seit Taranto. Am Bug sah man
fliegende Fische, die fliegend vor dem Bug des Schiffes flüchteten. Es gibt sie in
unterschiedlichen Größen, fliegen bis zu 30m, die Flügel schwingen so schnell wie die der
Kolibries. Die Versuche, sie zu filmen oder fotografieren schlugen fehl.
Der 2. Off. Ein Philippino, hat auf dieser Reise außer Safety auch die Ambulanz übernommen,
nun hat er eine englische und eine deutsche Inventarliste. Er muß nun wissen, was zu was
gehört, gemeinsam haben wir doch einige Dinge zueinander gebracht.
Am Abend hat die Mannschaft eine Grillfete organisiert. Auf dem 1. Deck wurden Tische und
Stühle aufgestellt, der Koch und seine philippinischen Kollegen grillten halbe Hähnchen,
Steaks und Würste. Dazu gab es Kartoffelsalat, Bratreis und Knofibrot. Die Philippinos essen
vornehmlich Reis, morgens, mittag und abends, aber diesmal stürzten sie sich auf den
Kartoffelsalat. Der Chief Ing., der Chief Mate und ich haben je eine Kiste Bier spendiert.
Trotz des Lärms der Ventilatoren drang noch Musik über das Deck. Internationale Hits, die
jeder kannte und teilweise aus den 70er Jahren stammten. Die Temperaturen gingen nachts
nicht unter 27°. Es war eine ausgelassene Stimmung bis 22:00. Den Absacker gabs auf dem
Capt. Deck.
Sonntag, 15. Februar 2004, 9. Tag auf See, ind. Ozean, sonnig, 30°, Wind: NE 4-5
Einsam ist es hier in dieser Ecke des Ozeans. Auf dem AIS Automatische Identifizierung System (von Schiffen)
ist im Umkreis von 100sm nichts. Letztlich kam uns 1 Container Schiff, P&O Nedlloyd
entgegen. Zeit zu Lesen, am Pool, im Schatten, zwischendurch abkühlen.


Da heute nur Wasser und sonst nichts los war, reden wir mal übers Essen. An Sonntagen ist
das Essen ein wichtiger Punkt für den Ablauf der Reise. Und die Menge an verschiedenen
Genüssen muß man einfach mal aufzählen.

Frühstück: Frisch gebackene Brötchen, Hawaii Toast, man kann auch noch Ei ordern,
Graubrot, Schwarzbrot, Pumpernickel, Toast, Knäckebrot
Butter und Becel
Mettwurst und Schinken
Gouda und Maasdamer
Frischkäse und Quark
Joghurt
2 Sorten Marmelade
Honig
Kaffee, Tee und Milch

Mittag: Champignonsuppe
Salat, 2 Dressings
Rindersteak, Pommes, Brokoli, ganz schonend gegart
Vanilleeis mit Bananen, Sahne und Schokostreusel
Kaffee

Kaffee 15:00: Blätterteichapfelstrudel mit Sahne
Kaffee

Abendessen: Frühlingsrolle
Spaghetti mit Bolognese
Graubrot, Schwarzbrot, Pumpernickel, Toast, Knäckebrot
Butter und Becel
Mettwurst und Schinken
Gouda und Maasdamer
Frischkäse und Quark
Heringssalat, Fleischsalat
Seelachsschnitzel mit gekochtem Ei
Zwiebeln, Tomaten und Gurke
Senfgurken, Silberzwiebeln


Montag, 16. Februar 2004, auf See, südlich Indien, sonnig 30°, Wind E-SE 5
Und wieder ein schöner Tag, Pos. 7°N, 76°E, nordöstlich der Malediven. Wie üblich der
morgendliche Rundgang von 400m, den fliegenden Fischen nachsehen, die vor der
gewaltigen Masse Schiff flüchten.
Heute nach der 10:00 Kaffeepause gibt es
Feueralarm. In einer Luke auf dem Vordeck ist
Feuer ausgebrochen und es gab einen Verletzten.
Alarm: - - - - - - - ------- und alle, bis auf den
Offizier, der Wache hat, versammeln sich auf dem
1.Deck backbord. Einweisung durch den 1. Offizier
und es geht los. 2 Mann mit Atemschutz und einer
zusätzlich mit Hitzeschutzanzug, Trage, Schläuche,
Lampen usw., alles verschwindet in der Luke. Es
gilt, einen Verletzten zu bergen. Nach der Übung
ist Manöverkritik in der Messe.
Die ersten beiden Luken stehen für gefährliche Ladung, brennbar und oder explosiv, die
Deckel sind mit Sprinklern bestückt.



Dienstag, 17. Februar 2004, auf See, östlich Sri Lanka. Sonnig, 31°, Wind NE4-5
Vergangene Nacht haben wir die südliche Spitze von
Sri Lanka passiert. Trotz Empfang von 3 Sendern hat
das Mobiltelefon nicht eingeloggt. Kurs 85° Richtung
Nordspitze von Sumatra, Beginn der Straße von
Malakka, bis nach Port Kelang sind es noch gut
1000sm, also gut 2 Tage.
10:20 Alarm - - - - - - - --------schon wieder haben sich
unsere Animateure etwas ausgedacht. Heute soll es
vorläufig Ernst werden, das heißt, die fast vollständige
Besatzung in das Rettungsboot zu verfrachten, der
nächste Ernst ist dann der freie Fall dieses Bootes, soll auch durchgeführt werden, wenn wir
demnächst vor Anker liegen.
Heute sind die Rettungswesten aus den Bettkästen mitzubringen, Anlegen wird geprobt. Aber

Platz Nr.: 23 soll mein leben sichern

mit angelegter Weste das Boot zu besteigen, ist nicht möglich und nicht gewollt, also die
Westen vorab in das Boot. Auf Grund der extremen Neigung, ist es anstrengend, dort hinein
zu steigen. Es gibt einen Belegungsplan, jeder hat seinen zugewiesenen Platz, mein Platz Nr.
23. Nicht ins Rettungsboot brauchten Koch und Stuart, die mußten Mittag machen, alle
wollten trotz Übung rechtzeitig essen. Captain, Brückenwache und Chief Ing. waren
entschuldigt. Alle im Boot mit Hosenträgergurten angeschnallt, Hitze von 31°
Außentemperatur ertragend, lauschten wir den
Anweisungen. Der Motor lief zur Probe(geschlossenes
Kühlwassersystem mit Kühlrohre unter dem Rumpf).
Trinkwasserversorgung und deren Einteilung und
weiteres Equipment wurde besprochen. Rausklettern
ist auch anstrengend.
Die nächste Übung ist das Zuwasserlassen des
Motorbootes und die Erklärung des zugehörigen
Rettungsequipment. Der Aussenborder sprang sofort
an( für Übungszwecken mit Kühlwasserschlauch
versehen.
Nach diesem ausgefülltem Vormittag gibt es nur noch relexen. Mittagsschlaf auf dem Deck
neben meiner Kabine, wegen der Wärme halb Schatten halb Sonne, baden im Pool, duschen
am Pool, das normal kalte Wasser hat erträgliche Wärme. Auch nach 2 ½ Wochen an Bord
immer wieder Abwechslung im Essen, zu Mittag Roastbeaf, Rotkraut Kartoffeln, zum Abend
Frikadellen , Gurke, Bratkartoffeln und meine geliebte Zungenwurst. Bei herrlichem
Sonnenuntergang überholte uns das Hapag Lloyd Schiff Berlin Expreß, Containerschiff mit
321m Länge und 42m Breite. Fährt auch nach Port Kelang. Am Donnerstag, 19. Februar
werden wir uns dort wohl treffen, wir ca 8 h später.
Mittwoch, 18. Februar 2004, auf See, Indischer Ozean, sonnig 30°, Wind E4-5
Eine freudige Überraschung am heutigen Morgen, ein gefüllter Obstkorb vom Stuart.
Ansonsten zieht das Schiff seine Bahn gen Osten.
Ein schöner Sonnentag, heute ist keine Übung, keine
Animation. Heute will ich es wissen: Wie das ist mit
dem Beladungsplan: Jeder Container ist an Hand eines
Stauplans in seiner Lage zu identifizieren. In der
Längsrichtung gibt es Babys, beginnend mit 01 02 03
numeriert, 01 und 03 sind Stellplätze für 20‘, 02, 06,
sind Stellplätze für 40‘ Container. 04 ist crossbay(
Zwischenraum) auch Standplatz für Krane. Weiter
geht es mit 05 06 07 usw. Dieses Schiff verfügt über 11
1/2 Stellplatzreihen für 40‘ Container, oder 23 für 20‘ Container. Quer stehen 12 Container,
jeweils 6 backbord, gerade Zahlen 02 04 06 und steuerbord, ungerade 01 03 05, dann gibt es
noch die Höhenangabe. Die Bezeichnung eines Stellplatzes besteht aus 3 Angaben. Zum
Beispiel 02 05 82.
Am Abend laufen wir in die Straße von Malacca ein. Alle Türen werden verschlossen,
zusätzliche Wache auf der Brücke, das war’s auch schon.
Donnerstag, 19. Februar 2004, Str. von Malacca, Port Kelang, sonnig, 30°, Wind E4-5
Jetzt sind wir in der berüchtigten, von Piraten wimmelnden Seegebiet. Fast jeden Tag
kommen Faxmeldungen von bewaffneten Überfällen auf Schiffe. Es sind meist langsam
fahrende, kleine Schiffe oder Schleppverbände, die gekapert werden. In vielen Fällen können
die Schiffsbesatzungen die Eindringlinge abwehren und die Piraten flüchten. Es ist jüngst ein
Schleppzug entführt worden, die Anti Piraten Zentrale in Kuala Lumpur fahndet nach diesem
Schleppzug mit Aussetzung einer Belohnung. Alle Schiffe im Umkreis werden gebeten,
Ausschau zu halten. Lösegelderpressung, Raub der Waren, Verletzungen, Mord sind möglich.
Es ist eines der meist befahrenden Seestraßen. Der Schiffsverkehr von Afrika und Europa
nach Asien und Australien und umgekehrt zwängt sich durch diese Meerenge. Dazu kommen
Tausende von Fischern, denen man ständig ausweichen muß.
Kurz vor Port Kelang (Malaysia), das wir am Abend erreichen, kreuzen wir das
Verkehrstrennungsgebiet und fahren auf dem Inshore Traffic Bereich der Hafenstadt
entgegen. Die Fischer haben hier Netze an verankerten Tonnen, sie haben Angst, daß die
Frachter diese Netze nicht sehen und versenken. Ein Fischer fährt direkt vor den Bug mit
einer Taschenlampe blinkend, wir reagieren mit Ruder hart Steuerbord, um ihn nicht zu
erwischen.
Port Kelang ist eine langer Kai mit einem modernen Containerterminal, 25 km weiter, die
Stadt Klang(250.000 Einwohner),einer der größten Häfen Malaysias und der Hauptstadt
Kuala Lumpur vorgelagert. Kaum am Pier klappen 3 Gantries über das Schiff, entladen,
beladen und morgens um 04:00 sind wir wieder auf See Richtung Singapur, keine Zeit für
Kuala Lumpur. Kreuzfahrtschiffen haben einen eigenen speziellen Pier, Passagiere gelangen
über Schnellstraßen schnell in der Hauptstadt.
Freitag, den 20. Februar 2004, Str. von Malacca, Singapur, sonnig, 30°, Wind E4
Von Port Kelang hatte der Capt. den Lotsen in Singapur für 18:00 bestellt. Durch das
verfrühte Auslaufen wären wir aber schon Mittag in Singapur, Entfernung ca 200sm, also
halbe Kraft. Nach tel. Versuchen sollte dann der Lotse um 15:30 an Bord sein. Das paßte
ungefähr. Ein heftiger Gewitterschauer jagte über den Hafen und Stadt. Der Hafen ist groß
und die Wege innerhalb lang, kompliziert und stark befahren. Wir liegen um 19:00 am Kai
und warten auf die Abfertigung, denn wir wollen in die Stadt, der Capt. will eine Ixus 400
kaufen, meine gefiel ihm so gut. Be- und Entladezeit nur 3 Std., d.h. 22:30 kommt die
Ausklarierung. Um 20:00 dann endlich los. Ganze 2 Std. für Singapur. Vom Schiff aus dem
Hafen ca 20min Fußweg, kein Taxi, an einem Bürohaus fand ich ein Taxi, aber nicht frei. Der
Fahrer versuchte ein anders zu bestellen, klappte nicht, Die Frau, die das Taxi bestellt hatte,
nahm uns mit bis zu den Hauptstraßen. Dort fanden wir schnell ein Taxi, bis in die Stadt
knapp 30min. Keine Singapur Dollars in der Tasche, normalerweise akzeptiert der Taxifahrer
Kreditkarten, aber der Automat ist kaputt. Der Capt. hatte kleine amerikanische Dollarnoten,
er war mit 5 einverstanden, guter Preis. In einem Einkaufszentrum direkt in der City waren
die meisten Läden zu, bis auf ein kleiner Laden mit Elektronik. Gegenüber ein Schneider,
sonst Diskotheken und Tanzschuppen. Nach dem Kauf einer Ixus 400, umgerechnet 356€, ich
kaufte noch ein Akku für umgerechnet 38€, bummelten wir noch ein wenig durch die
Hauptstraße, ohne viel gesehen zu haben. Mit Taxi zurück, 22:15 an Bord.
Es sollte auch noch gebunkert werden, mit Dieselöl hat geklappt, mit Schweröl nicht. Das
Schiff muß aus dem Hafen raus und ging auf Reede vor Anker. Natürlich mit Lotse, ohne
Lotse bewegt sich kein Schiff



Samstag, den 21. Februar 2004, Singapur Reede, sonnig, 30°, Wind E3-4
Eigentlich sollte das Bunkerboot schon nachts kommen, aber gegen 10:00 legte es sich
längsseits. Bunkerboot ist untertrieben, es ist schon ein kleiner Tanker. Per Schlauch, 8“Æ
wird die träge Masse Schweröl, ca 38° aufgeheizt, in der Menge von 1285 to, mit 500to/Std
rübergepumpt. Kein Tropfen geht daneben. Kontinuierlich läuft ein kleiner Strom in ein
Plastikbeutel, zur Analyse. Es ist wichtig zu wissen, wie hoch die Viskosität ist um die
Aufheizung für die Verbrennung zu bestimmen.
Noch ein Boot legt an, ein hagerer Mann kommt an Bord und versucht Telefonkarten an die
Mannschaft zu verkaufen. Um 16:00 geht es wieder auf See.
Die Tabelle zeigt die derzeitige Übersicht über Brennstoff, Öle, Frisch- und Abwasser und
Ladung.
Der Aufenthalt ist nicht nachteilig. Ein traumhafter Blick auf die Skyline und der vielen
Schiffe vor Anker und das bei herrlichem Wetter und einer schönen Brise. Es ist ein ständiges
Kommen und Gehen von Schiffen aller Art, Von riesigen Containerschiffen bis hin zu
einheimischen Versorgern.
Die Reede ist Teil des Hafens, daher muß der Lotse das Schiff aus dem Gebiet führen bis zum
Verkehrstrennungsgebiet der Singapurstraße. Er ist ca ½ Std. an Bord, das Lotsenboot wartet
solange. Singapur hat eine große Flotte von Lotsen, teilweise sind in unserem Umkreis 5
Schiffe zu sehen, die Lotsen bringen oder holen.
Singapur ist der südlichste Punkt der Reise, 1°12‘N, fast Äquator, die Sonne steht fast im
Zenit.
Sonntag, 22. Februar 2004, auf See, Südchineschisches Meer, sonnig, 27°, Wind E3
Aus der Singapur Str. geht es in das Südchinesische Meer mit Kurs 30° doch recht steil nach
Norden vorbei an der Küste von Südvietnam.
Heute am Sonntag beträgt die Arbeitszeit 4 Std., im Wesentlichen Deck säubern nach
Aufenthalt in 2 Häfen. Der meiste Dreck ist Ruß aus dem Schornstein, er verteilt sich je nach
Windrichtung über das ganze Schiff und den Aufbauten. Dazu kommt Salz, das sich fast
wasserfrei in kleinen Kristallen überall ablagert. An Bord breitet sich wieder Routine aus,
auch bei den Passagieren, außer essen noch Computerarbeit, lesen, sonnen und baden,
abends Film, fast jeder hat Spielfilme auf DVD aus China, 2 $ das Stück, einstellbar in
deutscher Sprache.
Montag, 23. Februar 2004, auf See, östlich Vietnam, sonnig, 27°, NNE4-5
Für die Mannschaft steht eine Übung an, Mann über Bord, Unterkühlung, Abbergen mit
Hubschrauber, aber alles nur theoretisch in der Messe. Alle Übungen sind vorgeschrieben
und in festgelegten Abständen zu wiederholen.
Für mich ist heute Waschtag, Staub wischen, Staub saugen.
Staubsauger steht in einem Raum gegenüber, Waschmaschine
gleich nebenan. Auf diesem Schiff kommt der Stuart 1x
wöchentlich zum Wechseln der Bettwäsche und Handtücher.
Sauber machen ist Sache des Bewohners der Kammer, Captain
nicht ausgeschlossen. Im Bad stehen Eimer Lappen und
Putzmittel. Auf der Reise im letzten Jahr, kam der Stuart 2x die Woche und putzte das Bad.
Mittagsort: 12° 45‘N, 113° 000E. Vibration an Bord: Hervorgerufen durch Maschine und
Propeller. Die Auswirkung ist nur im Deckshaus spürbar, je höher, desto stärker. Das
Deckshaus in seiner Höhe wirkt wie ein Hebel.
Trinkwasserversorgung an Bord: Wasserverdampfer und Kondensation ergibt destilliertes
Wasser, dem Silberionen, früher Chlor, zugesetzt werden, jedoch keine Mineralien. Die
Kapazität ist 200to. In trüben Gewässern, nahe der Küsten wird kein Süßwasser erzeugt um
Filter und Abscheider zu schonen.
Dienstag, 24. Februar 2004, auf See, südchin. Meer, bewölkt mit Schauer, 20°, NE 7
Aufkommender Wind in der Nacht hat das Schiff im
Griff. Die schräg von vorn kommenden Wellen sind
nicht gerade klein und der Bug taucht tief ein, das
wiederum bremst das Schiff wobei das Deckshaus in
seiner Höhe wie ein Hebel nach vorn kippt, natürlich
nur cm aber man fühlt die Bewegung enorm. Die Nacht
war sehr unruhig durch die Vibrationen des
Deckhauses, nicht besonders gut geschlafen.
Seit Singapur hat der Captain Streß mit seinem Email
Rechner auf der Brücke. Nachdem er feststellte, daß Würmer auf dem Rechner sind, hat er ein
Anti Virus Programm in Singapur gekauft und draufgespielt. Bis auf einen Wurm hat er sie
alle gefunden, der sitzt im Startprogramm und somit konnte man auch nicht die Festplatte
formatieren. Erst nachdem er XP vom Chief. Ing. installierte, war die Welt in Ordnung.
Die Deckscrew macht heute Innenarbeiten, auch den Passagieren ist es nicht erlaubt, aufs
Vorschiff zu gehen.
Mittagsort: 21°N 116°E, ca 30sm vom Atoll Pratas, welches aus einer Meerestiefe von
über 300m empor gewachsen ist.
Auch der Nachmittag ist trübe. Die Morgentemperatur lag noch bei 22°, bis zum Abend
Abkühlung auf 17°. Schanghai meldet heute 12°. Innerhalb von 3 Tagen um 13° abgekühlt
aber der Wind ist abgeflaut und damit wohl heute Nacht ruhiger dafür muß man den
Schlafanzug wieder rausholen, dafür frisch gewaschen.



Mittwoch, 25. Februar 2004, auf See, ostchinesisches Meer, sonnig, 14°, Wind NE4
Auch die Sonne steht jetzt wieder im Winkel von ca 40°.
In der Taiwan Straße und auch nördlich sind viele Fischer
unterwegs, vergangene Nacht ist daher wieder zusätzliche
Wache auf der Brücke. Es liegen sehr lange Netze in
diesem Seegebiet. Bojen, groß wie ein 30 Lt. Bierfaß, aus
Aluminium, nicht auf dem Radar erkennbar, markieren den
Verlauf der Netze. An den Bojen ist jeweils eine ca 20m
lange Schwimmleine mit einem zusätzlichen Schwimmer
befestigt. Wird die Boje vom Schiff getroffen, so kann sie,
auch mit Hilfe der Bugwelle, am Schiff vorbei geleitet
werden.
Mittagsort: 27°N 121°E, 120sm vor der Taohua Dao
Inselgruppe, von dort geht es durch die vorgelagerten
Inseln von Ningbo. Am Nachmittag, Tausende von
Fischern, durch die man irgendwie hindurch muß,
teilweise 5sm neben der eigentlichen Kurslinie.
Um 21:00 kommt der Lotse an Bord, das Schiff schiebt sich durch eine Schlucht, leider ist es
dunkel. 23:45 fest im Container Terminal ca 25km außerhalb von Ningbo.
Bergfest: Zeitlich und geographisch. Keine Feier, keine Andacht, Arbeit im Hafen.

Zufahrt Ningbo

Donnerstag, 26. Februar 2004, Ningbo, sonnig, 14°, diesig, Wind E2
Mal wieder ein Container Terminal, wie gehabt.
Unterschied: Im Radio chinesische Musik, aber so
chinesisch ist sie auch wieder nicht. Die Hafenanlage liegt
im Dunst, an einer langen Pier wurden Container, gleich
hinter uns Kohle umgeschlagen. Glück, das Wetter heute
ohne nennenswerten Wind. Man sieht kaum Arbeiter, aber
gegen 11:30 kam ein Kantinenwagen zum Kai, schon ist
Gewimmel angesagt, jeder brachte seine Pötte mit und
bekam einmal Reis und wahrscheinlich Gemüse und
Fleisch. Alles ging sehr geordnet und zügig. Eine
Abfallfirma kam mit einem Kleinlaster, da nur ich an
der Reling stand, hat er mich angesprochen, ich
brachte ihm zum Chief Mate, der hat jedoch
abgelehnt, weil wir in Xiamen entsorgen wollen, da
kennt man schon die Leute. Nachdem ich später
wieder an Deck ging, stöberte dieser Müllmann, fein
angezogen, Jackett und Schlips, in den Mülleimern an
Bord, der war fast voll und lies nicht locker,
schließlich habe ich ihn von Bord gejagt. An Land zu gehen, lohnt sich nicht. Der Hafen liegt
weit außerhalb der Stadt Ningbo.

Kohlehafen neben dem Container Terminal

Ningbo ist eine Industriestadt, in der Lebensmittel, Textilien, Maschinen und Ausrüstung für
den Fischfang hergestellt werden. Schon im 5. Jahrhundert n. Chr. War es ein internationales
Handelszentrum. Durch die Expansion von
Schanghai verlor sie diesen Status. Die
Einwohnerstadt liegt bei 1 Mio.
Um 14:00 war der Lotse an Bord, just als der letzte
Container verladen war und die Ausleger der
Gantries hoch schwenkten, löste sich das Schiff
vom Pier. Leider wurde die Sicht nicht besser,
schade, denn die Fahrt zwischen den Inseln ist
landschaftlich besonders schön. Seereise ca 500sm,
24 Stunden.

von Ningbo nach Xaimen

Freitag, 27. Februar 2004, auf See, Taiwan Straße, sonnig,16°, Wind NE2-3
Dieser Abschnitt wird, bedingt durch Landnähe, mit vielen Fischern befahren. Teilweise sehr
kleine Boote, schlecht auf dem Radar zu erkennen,
dazu ist die Sicht schlecht. Wettermäßig herrscht
hier die meiste Zeit Schlechte Sicht oder Nebel.
Kalte Luft aus dem Norden überdeckt die warme
Luft aus dem Süden.
Mittagsbreite: 24°N 118°E, 30sm vor Xiamen. Ab
13:00 langsame Fahrt, laut Agent Pier nicht frei,
Lotse um 15:00 an Bord, 16:00 fest und warten auf
die Emigration, denn der nimmt die Pässe mit und
bringt sie nach 2 h wieder. Kein Warten, mit Kopie
des Reisepasses und Landausweis gings los in die Stadt. Der Capt. trägt alle Passagiere als
Besatzungsmitglieder ein, dies brauchen für China kein Visum.
Xiamen, Hafenstadt in der Provinz Fujian, auf einer Insel an der Formosastraße. Xiamen ist
Fischerei- und Produktionszentrum in der Nähe der taiwanesischen Insel Quemoy.
Industriebranchen der Stadt sind u. a. Schiffbau, Lebensmittel- und chemische Industrie.Mitte
des 16. Jahrhunderts kamen portugiesische Händler nach Xiamen, denen im 17. Jahrhundert
Briten und Franzosen, im 18. Jahrhundert Holländer folgten. Mitte des 18. Jahrhunderts
wurde die Stadt für Ausländer geschlossen und erst 1842 wieder geöffnet, als die Briten
während des Opiumkrieges die Stadt einnahmen. Im späten 19. Jahrhundert war Xiamen ein
bedeutendes Exportzentrum für Tee und Tor des Handels mit Taiwan. Nach Abbruch der
Handelsbeziehungen mit Taiwan 1949 entwickelte sich die Stadt zu einem Industriezentrum,
und die Eisenbahn- und Straßenverbindungen wurden ausgebaut. Die Einwohnerzahl beträgt
etwa 530.000.
Aus dem Hafen heraus bis zur Hauptstraße
gelaufen in ca 15 min, Taxi angehalten, die
Methode, die beiden Wörter "Tourist Information" aus
dem Reiseführer in chinesischer Sprache vorzulesen hat der
Taxifahrer nicht verstanden, aber er wußte sich zu helfen, er fuhr uns zum Hotel
Marco Polo. Ich nutzte die Gelegenheit,
mit den englisch sprechenden Chinesen an der Rezeption
den Zielort Innenstadt zu erklären, die es wiederum
dem Taxifahrer übersetzten. So waren wir gegen
17:20 in der Stadtmitte. Zum Geld tauschen fanden
wir am Ort eine Bank, 8 Yuan für einen Dollar. Wir trennten uns, erkundeten die Stadt, die
Kaufhäuser und die CD-Läden. Wie fast überall auf der Welt sind die Einkaufsviertel nach
reich und arm sortiert. Wären nicht die chin. Schriftzeichen, könnte man auch an einem
anderen Punkt der Erde sein.

Garküche, lecker und preiswert

Treffen 19:30 zum gemeinsamen Abendessen.
Pizza Hut, vom Captain empfohlen, ein
Restaurant in einem Turm, 30. Etage war
überfüllt, so gingen wir in ein bürgerliches
Restaurant. Vorher gefragt, ob jemand englisch
spricht, kam eine junge Frau, die wiederum fragte
ich nach einer Speisekarte, die wir lesen konnten -
keine Karte und die engl. Sprachkenntnisse sind
sehr miserabel.
Nachdem wir Platz genommen
hatten, sahen wir an den Wänden Bilder mit abgebildeten Speisen, die Lösung. Was wir dann
auf dem Teller hatten, entsprach der Abbildung. Zu den Bestellungen standen uns chin. Gäste
zur Seite, die englisch sprachen. Suppe, Fisch und Meeresfrüchte haben wir bestellt und mit
Stäbchen genußvoll vertilgt. Dazu haben wir 2
Flaschen Rotwein getrunken, ausgezeichnet im
Geschmack. Gezahlt haben wir mit einem guten
Trinkgeld, da kannte die Freude kaum Grenzen. Die
Bedienung bekundete, von nun ab Freunde zu sein. Ich
mußte Ihr meine Adresse hinterlassen, daß Sie mir
doch schreiben wolle. Das restliche eingetauschte
Geld
wurde in
CD’s,
Preis umgerechnet 1 €, angelegt, bis auf 20 Yuan
für das Taxi. Um die Adresse des Hafens klar zu
definieren, hat der Agent uns vorgedruckte Zettel
mit der Hafenadresse in chin. Schrift mitgegeben.
Ohne dem wäre alles dem Zufall überlassen.
22:00 an Bord, Absacker bei H. Capt. und
Co waren auch an Land, er war beim Friseur und
lies sich massieren. 01:00 Auslaufen, nächster
Hafen Chiwan, ca 14h.